Exkursionen

17.09.2022

Exkursion zur Veranstaltung "Rückkehr in die Höhle Býčí skála"

Unter diesem Motto fand die 150 - Jahresfeier anlässlich der ersten Publikation über die Höhle Býčí skála von Heinrich Wankel statt. Auch Orbis Ferrorum war bei diesem Event zur Frühen Eisenzeit Tschechiens dabei!

Doch worum handelt es sich bei der Höhle eigentlich? Die Höhle Býčí Skála ("Stierfelshöhle") ist ein späthallstattzeitlicher Kultplatz im mährischen Karst, der in der zweiten Hälfte des 6. und dem 5. Jh. v. Chr. von der lokalen Bevölkerung aufgesucht und genutzt wurde. Wie diese Benutzung tatsächlich aussah, ist bis heute nicht vollständig geklärt und gestaltet sich ambivalenter, als auf den ersten Blick angenommen werden könnte.

 

Einladung zur Jubiläumsfeier (Quelle: https://www.muzeum-blanenska.cz/)

Einladung zur Jubiläumsfeier (Quelle: https://www.muzeum-blanenska.cz/)

 

Die Höhle Býčí skála (Quelle: Николай Максимович, CC BY 3.0, https://upload.wikimedia.org/.../B%C3%BD%C4%8D%C3%AD_sk...)

 

Die Höhle, ein Kultplatz? (mit freundlicher Genehmigung von Mag. Zuzana Golec Mírová)

 

Die Höhle Býčí skála ist seit 150 Jahren Gegenstand zahlreicher Forschungen. Der erste Ausgräber der Höhle, Heinrich Wankel, bestand darauf, dass die Höhle aufgrund der nur fragmentarisch erhaltenen menschlichen Überreste von 40 Individuen als Begräbnisstätte eines lokalen Fürsten und dessen, ihm geopferten, DienerInnen genutzt wurde. Die neuere Forschung zeichnet jedoch ein anderes Bild: Bis auf zwei Schädel weist keiner der Knochen die für einen rituellen Mord typischen Schnittspuren oder Hinweise auf eine damit verbundene Zerteilung auf. Ob die vorhandenen Schnittspuren durch eine Handlung vor oder kurz nach dem Tod der Individuen entstanden, kann nicht hinreichend geklärt werden. Außerdem zeigen die über 1000 Funde, dass die Stätte über einen längeren Zeitraum von etwa 125 Jahren genutzt wurde, sodass es sich nicht um eine singuläre Bestattung gehandelt haben konnte.

Für eine vielseitigere Benutzung der Höhle sprechen außerdem die Funde des "Werkstättenbereichs", welche in dieselbe Zeit datieren (6. Jh. v. Chr. - 5. Jh. v. Chr.). In diesem Areal der Höhle dokumentierte H. Wankel unter einer dicken Kohleschicht zahlreiche zerknitterte und zerbrochene Bronzebleche, die - ähnlich wie im späthallstattzeitlichen Grabhügel von Hochdorf - für eine Produktion der Bei- bzw. Opfergaben innerhalb der Höhle sprechen. Dieses Argument wird außerdem durch den Fund von unzähligen Spinnwirteln und Schmauchspuren auf der Höhlendecke unterstrichen. Damit könnte die Höhle sowohl als Bestattungsort und Opferplatz als auch als Werkstätte genutzt worden sein.

Ausgrabungen in der Höhle Býčí skála (mit freundlicher Genehmigung von Mgr. Zuzana Golec Mírová)

 

Heinrich Wankel (Quelle: Lasy, CC BY 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/3.0>, via Wikimedia Commons, https://upload.wikimedia.org/.../Portret_Jind%C5%99icha...)

 

Rekonstruktion (Quelle: Lasy, CC BY 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/3.0>, via Wikimedia Commons, https://upload.wikimedia.org/.../commons/2/2a/P5070037.JPG)

 

Das gleichzeitige Verschwinden der hallstattzeitlichen Hügelgräber in Südmähren sowie ein ähnliches demographisches Bild der aufgefundenen Individuen innerhalb der Höhle und in den zuvor genutzten Hügelgräbern zeugen davon, dass die Benutzung der Höhle Býčí skála als Resultat der sich verändernden Bestattungssitten der späthallstattzeitlichen Eliten interpretiert werden könnte. Für diese Annahme sprechen nicht nur die zahlreichen, mit Beigaben aus den Hügelgräbern vergleichbaren Schmuck- und Trachtbestandteile (Arm-, Fuß-, und Fingerringe, Bernstein- und Glasperlen, Diademe, Situlen, lokale Keramik, Pferdegeschirr, etc.; vgl. Abb. 1/2), sondern auch die Reste von mindestens sechs vierrädrigen Wagen (Abb. 3). In der Höhle Býčí skála findet sich somit das höchste Vorkommen von mit Metall beschlagenen Wagen der späten Hallstattzeit in Mitteleuropa. Werden ähnliche Wagen z.B. aus Baden- Württemberg ( Hochdorf) vergleichend beobachtet, sind die mährischen Wagen nicht nur ein Indiz für den großen Reichtum der mährischen Elite der Späthallstattzeit, sondern auch für den überregionalen Kontakt mit anderen Gruppen Mitteleuropas.

Der bekannteste Fund der Höhle, die Statue eines Stieres aus Bronze (Abb. 4), sowie die Rekonstruktion eines der Wägen könnt ihr im NHM Naturhistorisches Museum Wien besichtigen!
 

Quellen:
Martin Golec, Zdeněk Tvrdý (2009): Wankel's manuscript of the skulls from the Býčí Skála Cave, Acta Musei Moraviae - Scientiae sociales XCIV, 163-200.
Heidi Peter- Röcher (1998): Die Býčí Skála Höhle in Mähren - Opfer, Ahnenkult und Totenritual in der Hallstattzeit, Das Altertum, Vol. 44, 3-30.

Abb. 1: Funde im NHM Wien (Quelle: Lasy, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a1/Byci_skaly_%28Naturhistorisches_Museum_Wien%29.JPG?fbclid=IwAR14ChAd35P1KS7hZbgQsOvVYvJXYt1SoRQrF2j6vu27j1y76_O2PDajKNY )

 

Abb. 2: Funde im NHM Wien (Quelle: Lasy, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2d/Byci_skaly_%28Naturhistorisches_Museum_Wien%291.JPG?fbclid=IwAR0f8Vy83MtBa8QUIHhkuwiUnSuDXkYxyOurM5M3EUdu5-Be9E2M8kNpDu4 )

 

Abb. 3: Rekonstruktion eines der vierrädrigen Wagen (Quelle: Zuzana Golec Mírová, „The Býčí Skála Cave in the Moravian Karst“ https://www.youtube.com/watch?v=8LAi4AwOBBc)

 

Abb. 4: Bronzestatue (Quelle: Wolfgang Sauber, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons, https://upload.wikimedia.org/.../NHM_-_Byci_Skala_Stier.jpg)

 

Da das Interesse an der Býčí skála Höhle so groß war, wollen wir euch abschließend hier auch noch ein paar Impressionen aus der Höhle und dem Museum in Blansko (https://www.muzeum-blanenska.cz/) zeigen:

 


30.04.2022

Exkursion ins MAMUZ Museum Mistelbach
zusammen mit unserem Partnerverein AFIN

Ausstellung: KÖNIGREICHE DER EISENZEIT

"Das MAMUZ Museum Mistelbach zeigt ab 19. März 2022 die neue Sonderausstellung "Königreiche der Eisenzeit" und begibt sich damit auf die Spuren dieser Epoche. Mit dem Aufkommen des neuen Werkstoffs Eisen kam es im 8. vorchristlichen Jahrhundert zu fundamentalen Umbrüchen in der Gesellschaft, die sich in zahlreichen technischen, wirtschaftlichen und religiösen Neuerungen niederschlugen. An der Spitze der Gesellschaft bildete sich eine durch den Handel reich gewordene Elite, die unter monumentalen Grabhügeln prunkvoll bestattet wurde. Kostbare Grabbeigaben wie kunstvoll dekorierte Geschirrsets zeugen von üppigen Gastmählern an den Königshöfen. Mit einzigartigen archäologischen Objekten und spektakulären Rekonstruktionen vermittelt die Ausstellung unvergessliche Eindrücke von den ersten Königreichen Mitteleuropas."

 

Weitere Informationen zur Ausstellung

 

Es war uns ein Volksfest!

 

Hier ein paar Eindrücke (ACHTUNG Spoiler! ;) )

          

Fotos: Orbis Ferrorum.

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