Adventkalender 2024
Tür 25
Schöne Feiertage wünscht herzlichst das Heuneburg-Team
Leif Hansen & Roberto Tarpini im Namen des gesamten Teams
(Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart)
Tür 24
Gallische Krieger beim Christkind – eine unbekannte Weihnachtsgeschichte
„Da Jesus geboren war zu Betlehem im Lande Judaea zur Zeit des Königs Herodes…“ Was die Weihnachtsgeschichte mit Kelten und Galliern zu tun hat? Auf den ersten Blick gar nichts. Und doch mögen keltische Krieger eine Rolle im damaligen Geschehen gespielt haben, wenn auch die Quellen und insbesondere die Bibel nichts dergleichen verlautbaren. Herodes hatte nämlich von Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, ein kostbares Geschenk erhalten. Flavius Josephus, ein jüdischer Geschichtsschreiber des 1. Jahrhunderts n. Chr. schildert, dass jener ihm, als Dank für seine ‚spontane‘ Unterwerfung nach der Schlacht bei Actium 31 v. Chr. Herrschaftsgebiete, aber eben auch 400 gallische Krieger überantwortete. Diese Gallier, die der vergöttlichte Caesar als Verbündete aus seinem Bellum Gallicum rekrutiert haben mag, stellten zuvor die Leibwache der Kleopatra. Octavian zog sie dann ab, um Herodes seine Gunst zu erweisen.
Schon seit Jahrhunderten hatten sich Kelten und Gallier als Söldner in den Heeren hellenistischer Herrscher verdingt und kamen so bis in die Metropolen des Mittelmeeres. Bisweilen findet man die Spuren solcher Soldkrieger auch in Mitteleuropa: Griechische und römische Münzen erscheinen im Geldspektrum einiger keltischer Oppida, etwa in Manching. Sie könnten von den in Ihre Heimat zurückgekehrten Kriegern stammen, die als Leibgardisten von Potentaten wie Kleopatra oder Herodes gedient haben. Der hellenistische Sold diente als Vorbild für die keltische Münzprägung. Ob Herodes‘ gallische Leibwache ihren Obulus mit einer aktiven Rolle in der Weihnachtsgeschichte verdiente, ist unbekannt. Immerhin ist es möglich, dass Herodes die Gallier vor seinem Tod 4 v. Chr. bei der Jagd auf den prophezeiten „König der Juden“ einsetzte, der kurz zuvor in einem Stall in Betlehem das Licht der Welt erblickt hatte…
Keltische und römisch-republikanische Münzen aus dem Oppidum von Manching. Archäologische Staatssammlung, Foto: Stefanie Friedrich
Holger Wendling (Archäologische Staatssammlung, München)
Tür 23
Ende gut, alles gut
Im Jahr 2024 konnten die archäologischen Feldarbeiten im Bereich des antiken Siedlungsareals in Mühldorf im Mölltal (Kärnten/A) zum Ende gebracht werden. Sozusagen zum krönenden Abschluss durften sich die Ausgräber:innen über eine aus einem Pfostenloch stammende Certosafibel freuen. Mit dem Start ins neue Jahr beginnt dann die Aufarbeitung der seit 2018 durchgeführten Grabungskampagnen und der damit verbundenen Erstellung eines publikationsfähigen Manuskripts, das hoffentlich zeitnah unter dem Christbaum liegen wird.
Wer mehr über die Aktivitäten des Vereins AFIN erfahren möchte: https://www.archaeologie-afin.at/archaeologische-feldforschungen-muehldorf-2022/ oder besucht das Museum in Kärnten https://museum-argentum.at/.
Vor kurzem wurde auch der Verein KIAGK (Kärntner Institut für Archäologie, Geschichte und Kulturvermittlung) gegründet, dessen Schwerpunkt auf der Erforschung der Kärntner Landesgeschichte sowie deren Vermittlung liegt.
Certosafibel aus Mühldorf im Mölltal (Credits: Stefan Pircher/AFIN)
Stefan Pircher & Laura Poesendorfer
(AFIN - Archäologisches Forschungsnetzwerk Innsbruck,
KIAGK - Kärntner Institut für Geschichte, Archäologie und Kulturvermittlung)
Tür 22
Zipfelmütze eines Wichtels?
Keineswegs! Aus den prähistorischen Salzbergwerken von Hallstatt sind mehrere Kopfbedeckungen bekannt, doch die hier abgebildete Mütze stellt in ihrer Form einen singulären Fund dar. Sie stammt aus der berühmten Fundstelle Kilb-Werk, einem Aufschluss einer hallstattzeitlichen Salzabbaukammer, in der 1734 der „Mann im Salz“, eine prähistorische Bergmannsleiche entdeckt wurde. In ihrer Form erinnert sie an sog. phrygische Mützen, wie sie aus der antiken Ikonographie überliefert sind. Das Hallstätter Exemplar wurde aus Schaffell hergestellt, wobei die wärmende Fellseite nach innen getragen wurde.
Literatur:
K. Kromer, Hallstatt – die Salzhandelsmetropole der ersten Jahrtausends vor Christus in den Alpen, 1963, 63, Taf. 69.
G. Ruß-Popa, Haut-, Leder- und Fellfunde der älteren Eisenzeit aus Hallstatt. Archon 3, 2021, 81.
Zipfelmütze Kilb-Werk © D. Brandner (NHM – Wien)
Daniel Brandner (NHM Wien - Bergbauforschung Hallstatt)
Tür 21
Ein keltischer Arzt aus München-Obermenzing – Das Grab eines Chirurgen und Kriegers
Im Sommer des Jahres 1910 stieß man in München-Obermenzing auf eine Begräbnisstätte aus der jüngeren Eisenzeit. Die sogenannte „Latènezeit“ dauerte von ca. 450 v. Chr. bis zum Jahr 15 v. Chr. und wurde bereits in der Antike mit den Kelten in Verbindung gebracht.
Die Toten in Obermenzing hatte man, wie für die Mittellatènezeit (250–150 v. Chr.) üblich, in Flachgräbern, auf dem Rücken liegend bestattet. Daneben deckte man drei Brandgräber auf, zu denen auch Grab 7 zählt, das durch seine Beigabenausstattung herausstach. Dem Toten hatte man ein Schwert mit Scheide, Lanze, Schild, Rasiermesser sowie ein Pferdegeschirr beigegeben. Die Dinge gehörten zur charakteristischen Ausstattung eines schwerbewaffneten keltischen Kriegers. Die Vorderseite der Schwertscheide ziert unterhalb des Griffs eine Triskele mit Vogelkopfenden. Dem magischen Symbol der Unendlichkeit erwachsen aus einem gemeinsamen Zentrum drei geschwungene Achsen oder Flügel.
Neben der martialischen Ausrüstung besaß der Mann aber noch Objekte einer ganz anderen Lebenssphäre: Zum ‚Handwerkszeug‘ eines Arztes, Chirurgen oder ‚Heilers‘ gehörten zwei Skalpelle, ein Wundhaken und eine Knochensäge, die alle aus Eisen gefertigt waren. Die Klinge der Säge überzog man zusätzlich mit Bronze. Die letzte Ruhestätte des Chirurgen der Zeit um 200 v. Chr. gilt damit als eines der ältesten bekannten ‚Arztgräber‘ Mitteleuropas.
Welche Wunden der Arzt aus Obermenzing im Laufe seines Lebens behandelte, für welche Operationen er sein Chirurgenbesteck einsetzte und wie erfolgreich er dabei war, ist heute nicht mehr feststellbar. Die unübliche Beigabe von medizinischen Instrumenten, zusammen mit Waffen, lässt allerdings vermuten, dass es sich um eine bedeutende Person gehandelt hat, die als Krieger und Arzt gewissermaßen Tod und Heilung vereinte. Ob sich dahinter ein keltischer Druide verbirgt, ist allerdings spekulativ.
Die Funde aus dem keltischen Arztgrab von Obermenzing sind ein Highlight der Archäologischen Staatssammlung in München. : www.archaeologie.bayern – Besuchen Sie uns auch auf Facebook und Instagram! #asmmuc #archäologischestaatssammlung
Grabbeigaben des keltischen ‚Kriegerarztes‘ aus München-Obermenzing: Schwert, Skalpell und Wundhaken. © Archäologische Staatssammlung, Foto: Stefanie Friedrich
Holger Wendling (Archäologie Bayern)
Tür 20
"Ihr Kinderlein kommet..."
Mit gleichem Inhalt, aber modernerem Wortlaut ergeht die Einladung so mehrmals jährlich an die jüngsten Mitglieder des Heuneburg Vereins. Schließlich sind die Museen, und vor allem das weitläufige Plateau über der Donau, ideale Orte, Geschichte zu erleben!
Im Zuge der Living History-Veranstaltungen schlüpfen die Kinder und Jugendlichen wie die Erwachsenen in keltische Darstellungen und helfen tatkräftig beim Spinnen, Weben, Backen und Kochen mit.
Wie genau die sozialen Strukturen zur Blütephase der Heuneburg, in der Hallstattzeit um 550 vor Christus ausgesehen haben, ist leider nur wenig bekannt. Dass aber zumindest manche Kinder damals innerhalb der Gesellschaft herausragende Rollen innehatten, ist seit dem Bettelbühl-Fund von 2009 unumstritten. Bei einer Flurbegehung wurde in der Donauniederung unterhalb der Heuneburg die Nachbestattung eines 2–4 jährigen Mädchens mit reichen Beigaben gefunden. Auffällig sind dabei
die Schmuckdetails: Die Fibeln des Kindes und der Fürstin von Bettelbühl gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Einzig im Maßstab und beim Material wurden für das Kind Anpassungen vorgenommen."
Weitere Infos gibt’s auf @keltenheuneburg oder https://www.heuneburgverein.de/index.php/wir-ueber-uns/4-keltengruppe-heuneburg.
Keltengruppe Heuneburg
Tür 19
Salz - ein ganz spezieller Mineralstoff
Mehr als 7000 Jahre bestimmt es den Lauf der Geschichte Europas entscheidend mit. Schon das älteste Gold Europas aus den Gräbern von Warna wird von Kolleg:innen mit der nahegelegenen Salzproduktion in Prowadija in Verbindung gebracht und im neolithischen Bergwerk Hallstatt finden sich mehrere Prestigebeile als Teil dieses europaweiten steinzeitlichen Prestigenetzwerks (https://doi.org/10.69736/22190105 ).
Vor 3000 Jahren wird Hallstatt durch das Salz zu einer der größten und „reichsten“ Gemeinschaften Europas.
Auch bei den Römern spielt Salz eine entscheidende Rolle – Sei es im Ritual als ein Teil der mola salsa oder in der Ökonomie - unser Wort Salär basiert immer noch auf salarium - der römischen Salzration.
Später dann wären die barocke Pracht Salzburgs ohne Salz nicht zu finanzieren gewesen und im Habsburgerreich wurden zeitweise über 20% der Staatseinnahmen mit dem Salz aus dem Salzkammergut erwirtschaftet. So wie heute Gewinne aus dem Gas- und Rohölhandel als wichtiger Faktor in Kriegen gesehen werden, so waren auch Kaiserin Maria Theresia und andere nur durch die sicheren Salzeinnahmen zu geopolitisch riskanten Manövern in der Lage.
Hans Reschreiter (Archäologe, a.o. Mitglied bei Orbis Ferrorum)
Tür 18
Ein eisenzeitlicher Weiler "in the making“
In Argenstein / Niederweimar bei Marburg entsteht etwas ganz Einzigartiges: die Zeiteninsel, das Archäologische Freilichtmuseum Marburger Land.
Ein besonderes Augenmerk galt in diesem Jahr dem Weiterbau der Station Eisenzeit auf dem Museumsgelände. Fünf Häuser, die sich an den eisenzeitlichen Grabungsergebnissen von Niederweimar orientieren, bilden den Ausschnitt einer Siedlung um einen zentralen Platz mit Eiche.
Die Station zeigt
- ein großes Wohnhaus in Blockbauweise
- ein kleineres Haus mit Wänden aus Lehmflechtwerk
- ein Speichergebäude mit vier großen "Mäusesteinen" aus Feldsteinen
- eine Schmiede mit Esse und Rennofen
- ein noch „unfertiges“ Stallgebäude.
Die neuen Dächer aus Lärchenschindeln schützen die frisch verlehmten Wände vor der Witterung des Winters. Wie viel Spaß und Freude alle dabei hatten, zeigt unser Bild!
Was es alles zu sehen und zu erleben gibt, bevor das Museum eröffnet wird, erfahrt ihr hier: www.zeiteninsel.de
Heidi Geschwind (Zeiteninsel - Archäologisches Freilichtmuseum Marburger Land)
Tür 17
Ein Balanceakt
In Etrurien machten Darbietungen von Akrobaten das Symposion kurzweilig. Solch eine Szene ist auf einem diskusförmigen Bronzespiegel mit Gravierung im Archäologischen Museum zu sehen ist, der aus dem ausgehenden 6. Jh. v. Chr. stammt.
Im Bildfeld ist ein nackter Junge mit lang auf die Schulter fallendem Haar zu sehen. Er bewegt sich rasch nach links und blickt nach rechts zurück. In beiden Händen und auf beiden Füßen balanciert er einen Satz aufgetürmten Geschirrs.
Vielleicht ist das etwas für die anstehenden Weihnachtsfestivitäten? Das funktioniert bestimmt auch bekleidet. Freiwillige vor!
Weitere schöne Funde findet ihr im Archäologischen Museum Frankfurt https://archaeologisches-museum-frankfurt.de/index.php/de/info.
Der Spiegel gehört zu der Gruppe, die dem „Maestro dei Giocolieri", dem „Meister der Jongleure“, zugeschrieben wird.
Etruskischer Bronzespiegel, Letztes Viertel 6. Jh. v. Chr. Archäologisches Museum Frankfurt, Inv. 1988,15.1 Foto: AMF, U. Dettmar.
Holger Kieburg (Archäologisches Museum Frankfurt)
Tür 16
Römischer Import aus Kaprun – ein simpulum im Tausch gegen Eisen und Sklaven
Eine kleine bronzene Schöpfkelle aus dem römischen Italien wurde vor etwa 20 Jahren in Kaprun im Salzburger Pinzgau gefunden, aber erst kürzlich als Relikt aus der Keltenzeit identifiziert. Mit zahlreichen anderen importierten Objekten bietet das kleine simpulum einen Einblick in die Wirtschafts- und Sozialkontakte der Inneralpinen Ambisonten, die in der Jüngeren Latènezeit (3.–1. Jahrhundert v. Chr.) beiderseits der Oberen Salzach siedelten.
Der Bürgkogel bei Kaprun ist für seine reichen archäologischen Funde aus der späten Keltenzeit bekannt. Als Handelsposten kontrollierte die Höhensiedlung auf der markanten Bergkuppe am Eingang des Kapruner Achentals den Zugang zu den Tauernpässen und damit in den mediterranen Süden. Hier tauschten Römer und Etrusker Wein und kostbares Geschirr gegen Eisen, Bernstein und Sklaven aus dem barbarischen Norden. Die Importe aus Italien, wie das simpulum oder schwarzglänzendes Tafelgeschirr aus Keramik, wurden um 100 vor Christus in Italien hergestellt und dienten dem Konsum von Wein – die Kelten galten nicht ganz zu Unrecht als geradezu vernarrt in den südlichen Rebensaft. Dafür zahlten sie bisweilen hohe Preise – Sklaven waren im Süden wiederum sehr begehrt!
Die Schöpfkelle, von der nur der wie ein Vogelkopf geformte Henkelabschluss fehlt, ist in Österreich und den angrenzenden Regionen einzigartig. In ganz Europa existieren nur sehr wenige vergleichbare, derart vollständig erhaltene Objekte. Der Schöpfer und viele andere der Bronzefunde vom Bürgkogel sind stark verbrannt und angeschmolzen. Vielleicht bedeutet dies, dass die keltische Siedlung auf dem Kapruner Bürgkogel in einer Feuerkatastrophe unterging. Ob dies bei der römischen Eroberung der Alpen unter Kaiser Augustus 15 v. Chr. geschah, ist vorstellbar, aber momentan nicht zu belegen. Vielleicht zeugen die Spuren auch von älteren, innerkeltischen Konflikten oder gehen auf einen ‚einfachen‘ Hausbrand vor über 2000 Jahren zurück. Funde aus Kaprun und anderen Salzburger prähistorischen Fundorten können in der Ausstellung „Zeitsprünge – Ursprünge“ im Keltenmuseum Hallein bewundert werden! www.salzburgmuseum.at
Spektakulärer Fund im Depot – der kaum 15 cm hohe, stark zerdrückte Bronzeschöpfer offenbart erst auf den zweiten Blick seine einzigartige Bedeutung: Aus Österreich und angrenzenden Regionen gibt es keinen einzigen vergleichbaren Fund. Bildnachweis: © Salzburg Museum, Foto: Rupert Poschacher
Holger Wendling (Archäologische Staatssammlung München)
Tür 15
„Maß nehmen“ - Messen und Wiegen in der Eisenzeit
Auch in keltischer Zeit war es für Handwerker und Händler wichtig, dass sie mathematische Kenntnisse besaßen und entsprechende Instrumente beherrschten. So musste abgewogen werden, wie viel Zinn die Bronze enthält, ob der Draht der Fibel lang genug war, oder ob die Tauschwaren auch das entsprechende Gewicht hatten.
Ein neues Projekt der Interessengemeinschaft Projekt Latène https://www.facebook.com/people/IG-Projekt-Lat%C3%A8ne/100079549092227/ widmet sich diesem Thema. Dabei steht momentan die Fertigung von Repliken an.
Ein besonderer Fund ist das sogenannte „keltische Längenmaß aus Manching“. Dabei handelt es sich um einen eisernen Stab, auf dem drei Bronzeringe angebracht sind. Der Stab soll, so errechnet und verglichen mit den Baubefunden aus Manching, das Längenmaß eines halben „keltischen Fußes“ darstellen. Der Stab wurde von Patrick Becker, Aidu Abona https://www.aiduabona.de/, geschmiedet und anschließend von mir überarbeitet und mit den bronzenen Ringen versehen. Auch hier wieder eine gelungene Kooperation.
Die Deutung von Franz Schubert wird mittlerweile angezweifelt. Eventuell handelt es sich hier um einen unvollständigen Waagebalken (freundliche Auskunft von H. Wendling), wobei dieser nicht ganz den bekannten spätlatènezeitlichen Waagebalken entsprechen würde. Wassong, Fochesato und Winger verweisen darauf, dass das Längenmaß beschädigt war und die Position der Ringe nicht sicher ist.
Literatur:
Franz Schubert: Metrologische Untersuchungen zu einem keltischen Längenmaß. In: Germania 70, 1992, 293-305.
Fochesato A., Wassong R., Winger, K.: About „Celtic feet“. Iron Age metrology and planing. In: „Wert und Maß“ - Systeme ökonomischer und sozialer Differenzierung in der Eisenzeit. Beiträge zur Jahressitzung der AG Eisenzeit. Langenweissbach 2022, S. 21-36.
Patrick Meyer (IG Projekt Latène)
Tür 14
Sunken huts
This is an idealized reconstruction of one of the sunken huts from the Hallstatt Period settlement, which our team investigated during a rescue archaeological excavation conducted on the Jaroměř bypass between 2021 and 2023.
The Hallstatt Period settlement was discovered at a polyculture site located in the cadastral area of the village of Hořenice (Náchod District), 26 km northeast of Hradec Králové. A total of 165 settlement features (post holes, sunken huts, storage pits) were examined. Based on the results of botanical macro remains analyses, it can be identified as an agricultural settlement. The sunken huts on this site were the richest archaeological finds. Of the 371 ceramic fragments found, 186 came from a single sunken hut. Additionally, two bronze pins and a glass bead were uncovered there. Beyond archaeological finds, the houses also contained a wide array of botanical macro remains (86 grains and other charred plant remains and 1,493 pieces of charcoal). Based on archaeological findings and C14 dating, the settlement is dated to the stages Ha D1 – Ha D3.
Follow us at https://www.uhk.cz/en/philosophical-faculty/about-faculty/departments/department-of-archaelogy.
Sylva Tichá Bambasová
(Department of Archaeology - University of Hradec Králové)
Tür 13
Eine Holzkonstruktion aus der Spätbronzezeit
Seit 1993 werden vom Naturhistorischen Museum Wien in Kooperation mit den Salinen Austria und den Salzwelten Forschungsgrabungen am eisenzeitlichen Friedhof am Hallstätter Salzberg durchgeführt. Dabei konnten bislang 111 neue Bestattungen dokumentiert werden.
Die wahre Sensation, eine komplexe Holzkonstruktion aus der Spätbronzezeit, die ihre Lage über die Jahrtausende kaum verändert hat, erwartete die Archäolog*innen aber noch tiefer. Der äußere, klassisch verblockte Teil, von dem eine der Wände nach der Nutzung umgekippt ist, konnte bislang noch nicht zur Gänze erfasst werden. Insgesamt dürfte er mindestens 5 x 5 m groß sein. Sehr auffallend daran sind regelmäßig eingehackte, dreieckige Kerben, wie sie bisher nicht bekannt waren.
Der Innenbau ist eine Mischkonstruktion aus Block- und Ständerbau. Er wurde aus parallelen Doppelwänden errichtet, die Zwischenräume wurden mit dichtem Lehm aufgefüllt; so entstand eine wasserundurchlässige Konstruktion von rund 2 x 2 m mit einer Tiefe von 150 cm. Bislang ist es noch nicht gelungen zu klären, wozu das Bauwerk verwendet wurde. Ein 3D-Modell mit detaillierteren Beschreibungen finden sie auf Scetchfab.com https://sketchfab.com/3d-models/log-construction-excavation-hallstatt-1f184f5b13c846cab6aeb27f2740e012. Die Untersuchungen daran sollen in den kommenden Jahren weiter fortgesetzt werden.
Folgen Sie dem Archäonauten in seinem monatlichen Podcast, in dem er regelmäßig über die archäologischen Forschungen rund um Hallstatt berichtet (https://cba.media/podcast/der-archaeonaut) oder besuchen Sie regelmäßig die Hallstatthomepage des NHM Wien zu den aktuellen Forschungen und Sie werden gewiss am Laufenden gehalten: https://www.nhm-wien.ac.at/hallstatt/graeberfeld/aktuelle_forschungen.
Johann Rudorfer (Naturhistorisches Museum Wien, Prähistorische Abteilung)<o :p></o>
Tür 12
Feuerzangenbowle oder nicht – das war hier die Frage
Die Val Mesolcina im Südwesten des Kantons Graubünden ist seit dem Mesolithikum Teil eines wichtigen Kommunikationskorridors, der Norditalien über den San Bernardino Pass und den Hinterrhein mit dem Bodenseeraum verbindet. Besondere Bedeutung erlangte die Route in der frühen Eisenzeit. Die Träger der norditalischen Golasecca-Kultur brachten es als Handelsvermittler zwischen Etruskern im Süden und dem Westhallstattkreis im Norden zu Wohlstand. Davon zeugt ein 2021 in Castaneda, am Eingang in die Mesolcina aufgedecktes Grab. Darin lag ein Bronzebecken mit Kreuzattaschen, eine exklusive Gefäßform, die vor allem in den Südostalpen als Beigabe in Fürstengräber gelangte. Hatte der letzte Besitzer des Beckens eine besondere Stellung im transalpinen Handel der frühen Eisenzeit inne?
Die Hoffnung war groß, durch Inhaltsanalysen einen ebenso exklusiven Gefäßinhalt nachweisen zu können, was auch gelang: Das Becken enthielt die Eingeweide des Toten, garniert mit Trauben, Blättern und Blumen. Diese wurden offenbar entnommen, um den Verwesungsprozess zu verzögern und den Toten vor der Beisetzung zu konservieren.
Die Verwendung des Bronzebeckens als Punschgefäß samt Feuerzange existiert deshalb (bisher) nur als digitale Rekonstruktion.
Das Grab mit dem Bronzebecken wurde 2023 in die Dauerausstellung des Museo Moesano in San Vittore (GR) integriert und kann dort von April bis Oktober bewundert werden: https://museomoesano.ch/.
Aktuelle Informationen über den Archäologischer Dienst Graubünden findet ihr unter https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/ekud/afk/adg/Seiten/welcome.aspx
Archäologischer Dienst Graubünden, Jessica Caflisch/Peter Thomas
Christoph Baur, Thomas Reitmaier (Archäologischer Dienst Graubünden)
Tür 11
40.000 BC: Mammutjäger, Kelten und Co. Ein Fest durch 40.000 Jahre Menschheitsgeschichte!
Am 17. & 18. Mai 2025 treffen im archäologischen Freigelände des MAMUZ Schloss Asparn/Zaya (NÖ) von 10 bis 18 Uhr geschickte Mammutjäger auf kunstfertige Kelten, spielfreudige Römer und mittelalterliche Schwertkämpfer. Die vielfältigen Stationen geben Einblick in 40.000 Jahre unserer Geschichte. Gezeigt werden authentisches Lagerleben, spannende Schaukämpfe, Vorführungen historischer Handwerkskünste, Mitmach-Stationen und Musik aus der Altsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, der Römischen Kaiserzeit sowie dem Frühmittelalter.
Tickets: 40.000 BC: Mammutjäger, Kelten und Co. | MAMUZ
TIPP: Kurse „Historisches Handwerk 2025“: Zahlreiche Kurse rund um das Eisen werden an den Wochenenden im Juli und August angeboten. Kursübersicht und Tickets gibt es hier: Übersicht Kurse Historisches Handwerk | MAMUZ
©Lydia Seidl
MAMUZ Schloss Asparn/Zaya
Tür 10
Die Herrin der Ringe aus der Eisenzeit
Aus Oberösterreich und Bayern sind manchen Frauengräbern der Hallstattzeit Paare bronzener Ringe im Hüft- bzw. Bauchbereich zu finden. Teils sind sie hohl, teils mit einem Kern aus Keramik und damit sehr schwer. Spannenderweise finden sich auf manchen mineralisierte textile Reste, die auf quer liegende Ripsbänder hindeuten und einen Hinweis auf die Trageweise geben. Hier etwa eine Rekonstruktion des Textile Archaeology Lab am Naturhistorischen Museum Wien, basierend auf einem Grab aus Traunkirchen im Salzkammergut, mit entsprechender Lage der Ripsbänder, hier als Gürtel interpretiert. Spannenderweise wirkt diese Trageweise ähnlich wie ein Korsett. Möglicherweise war das aber nicht der einzige Zweck der sogenannten „Hohlwulstringe“, denn auch an der Brust wurden ineinander gehängte Ringe gefunden. Vielleicht steckt eine Symbolik hinter den Ringen?
Die Originalfunde aus Traunkirchen sowie diese Reko sind im Museum in Traunkirchen zu bewundern, das vom Verein Archekult betrieben wird.
Kayleigh Saunderson und Karina Grömer
(Textile Archaeology Lab, Naturhistorisches Museum Wien)
Tür 9
Santa Claus is (not) coming (in)to town
Befestigte Höhensiedlungen mit Annäherungshindernissen
Ein wenig beachtetes architektonisches Phänomen sind Annäherungshindernisse an meist prähistorischen Befestigungsanlagen in Form von Querriegeln – manchmal auch als „Reitergassen“ bezeichnet. Derartige Hindernisse liegen stets an topographisch bedingten Schwachstellen einer Verteidigungsanlage.
Zwischen den geschütteten Erdwällen, auf denen Palisaden errichtet wurden, entstanden Bereiche, die angreifende Infanterie vereinzeln und in ihrem Vorankommen bremsen sollten. Eine häufig vertretene Erklärung ist deren Verwendung gegen berittene Bogenschützen, um diese auf Distanz zu halten. Der enorme Errichtungsaufwand und die hohe Reichweite dieser Reiterbogenschützen sprechen jedoch gegen diese Theorie.
Forschungsgeschichtlich immer mit den Ungarneinfällen im 10. Jhdt. in Verbindung gebracht, galten diese Erdriegel als klarer Datierungshinweis für befestigte Höhensiedlungen vor allem in Deutschland, ohne jedoch jemals durch Ausgrabungen verifiziert worden zu sein. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in Süddeutschland, Österreich, Tschechien, Südtirol und Ungarn.
Aktuelle Ausgrabungen am Dietenberg (Stmk) ermöglichten deren Datierung in die späte Eisenzeit. 2024 wurden die Reitergassen in Michelstetten (NÖ) untersucht und dabei aus der Grabensohle Hallstattzeitliche Keramik geborgen. Forschungsergebnisse aus Tschechien, Deutschland und Ungarn erbrachten ähnliche Datierungen von der späten Bronze- bis in die frühe Eisenzeit.
Weitere Informationen findet ihr unter https://www.hlk.steiermark.at/cms/beitrag/12926878/153524465/
Der Link zu unserer Grabung zum Mitmachen:
https://www.archaeologie-erlebnis.eu/mitgraben/michelstetten/
Oberer Teil Dietenberg, unterer Teil Michelstetten
Klaus Schindl (Erlebnis Archäologie;
Mitglied bei Orbis Ferrorum)
Tür 8
Vom Apfelbaum zur Pyxide – Rekonstruktion einer eisenzeitlichen Dose
Im Keltenmuseum Hallein weckten mehrere gut erhaltene eisenzeitliche Dosen mein Interesse. Diese stammen aus der Gewerbesiedlung im Ramsautal am Dürrnberg bei Hallein. Die besonders günstigen Erhaltungsbedingungen im feuchten Boden trugen dazu bei, dass dort zahlreiche Holzobjekte erhalten blieben. Der umfangreiche Bestand an dünnwandigen eisenzeitlichen Pyxiden ist ein einzigartiges Zeugnis der hoch entwickelten eisenzeitlichen Holztechnologie, die auch mit modernen Handwerkstechniken nur schwer zu reproduzieren ist.
Für die Herstellung der sogenannten Pyxiden wurden vor allem Kernobsthölzer verwendet, weshalb für die Rekonstruktion Apfelholz zum Einsatz kam. Die Dosen wurden aus einem frischen Holzstamm zentral gefertigt, wobei das Mark des Stamms in der Mitte des Bodens liegt und die Holzfasern im Gefäß senkrecht verlaufen. Diese Methode des Hirnholzdrehens ist nicht nur eine anspruchsvolle Drechseltechnik, sondern führt auch zu einem besonders interessanten Maserungsverlauf, da sich die Jahrringe ringförmig um das Gefäß legen. Während der Trocknung folgt das Holz ebenfalls den Jahrringen, was dazu führt, dass sich die Dose nur minimal verformt.
Der erste Arbeitsschritt bei der Herstellung der Dose ist die Bearbeitung der Außenseite des Gefäßes mit einer Drechselröhre und einem Meißel. Dabei wird bereits der Falz angebracht, auf dem später der Deckel sitzt. Dieser besonders dünn ausgearbeitete Bereich ist entscheidend für die Funktion einer dicht schließenden Dose. Das Innere der Dose wird anschließend mit einem Ausdrehhaken und einem schabenden Ausdrehstahl geformt. Die Herstellung des Deckels erfolgt nach denselben Arbeitsschritten. Nach mehreren Wochen langsamer Trocknung ist das Gefäß schließlich einsatzbereit. Was könnten die Bewohner des Dürrnbergs darin aufbewahrt haben?
Weiterführende Literatur: W.F.A. Lobisser, Vieles war aus Holz geschnitzt! Eisenzeitliche Holzgerätschaften aus der Gewerbesiedlung im Ramsautal am Dürrnberg bei Hallein. In: A. Weidinger/J. Leskovar (Hrsg.) (2023), Interpretierte Eisenzeiten. Fallstudien, Methoden, Theorie. Tagungsbeiträge der 10. Linzer Gespräche zur interpretativen Eisenzeitarchäologie (Linz 2023) 359-372.
Neugierig geworden? Weitere Rekonstruktionen aus Holz und anderen Werkstoffen findet ihr auf Simons Seiten: Facebook Archaeoform oder auf Instagram Archeoform
Simon Dupper (Archäologe, Archaeoform, Stadtarchäologie Passau,
ao. Mitglied bei Orbis Ferrorum)
Tür 7
Ritual wagon from Habrůvka Býčí skála
In the exhibition of the Museum Blanenska, you can find a rather successful reconstruction of a ritual wagon from the Early Iron Age. The wagon is reconstructed based on original finds from the cave sanctuary at Habrůvka Býčí skála, where remains of five or six other wagons were discovered. At that time, wagons were prestigious items, owned only by the elite of the Hallstatt society. The wagon was likely crafted during the lifetime of the individual, who was later buried with it. The reconstruction was made by Zdeněk Čermák, who spent over 1,700 hours on its creation. The wheels and axle of the wagon are clad with iron plates, with the joints cleverly concealed under decorative elements. The body of the wagon is adorned with bronze plates. All components, approximately 950 pieces without fasteners, are hand-forged. A similar wagon comes from the magnate grave in Eberdingen Hochdorf.
The Museum of the Blansko Region focuses on the prehistory and archaeology of the Blansko region and the history of research into the Moravian Karst. The museum is located in the Blansko Castle, see also https://www.muzeum-blanenska.cz/.
Marek Novák (Muzeum Blanenska, p. o.)
Tür 6
„Goldene“ Nadeln – Haarschmuck für jeden Anlass
Auch wenn uns in modernen Darstellungen antike Damen gerne mit wallendem Haar gezeigt werden, sah die Realität wahrscheinlich ganz anders aus: Aus der Hallstattzeit sind uns dutzende Haar- und Schleiernadeln erhalten geblieben, die auf kunstvolle Flechtfrisuren verweisen. In Hallstatt trug Frau ganze 8-14 Stück der glänzend polierten Nadeln am Kopf.
Spannende Experimente zur Haar- oder Schleiertracht hat Karina Grömer (NHM Wien) durchgeführt, die auf unterschiedlichsten Quellen basierten (https://www.academia.edu/15787694/Experimente_zur_Haar_und_Schleiertracht_in_der_Hallstattzeit). Vielleicht bekommt ihr Lust, zum Fest eine besondere Frisur mit historischem Charakter zu tragen?
Wenn ihr euch für historischen Schmuck interessiert, dann schaut doch unter https://orniello.com/ bei ihrem Shop vorbei!
Replik von Orniello
Lydia Valant (Archäologin, Schmuckkünstlerin & ao. Mitglied von Orbis Ferrorum)
Tür 5
Mit goldglänzendem Panzer ins Jenseits
Zu den herausragendsten Beigaben in hallstattzeitlichen Männerbestattungen gehören sicherlich die bronzenen Glockenpanzer, wie jener aus dem Fürstengrab Pommerkogel bei Kleinklein (Steiermark).
Der Glockenpanzer vom Pommerkogel wurde im Jahr 1856 in mehreren Einzelteilen geborgen und unter dem damaligen Leiter des Münz- und Antikenkabinetts am Joanneum, Eduard Pratobevera, zusammengesetzt. Diese erste Restaurierung erfolgte unter Zuhilfenahme vieler Blechstreifen und Nieten, die die Verbindung zwischen den Originalteilen herstellten. Diese historischen Restaurierungen sind heute vollständig entfernt. Übrig blieben zahlreiche Löcher an der Brust- und Rückenschale des Panzers.
Sieht man von diesen Restaurierungsspuren und kleineren Fehlstellen ab, ist der Glockenpanzer vom Pommerkogel nahezu vollständig erhalten. Die Brustmuskulatur und die Schulterblätter sind plastisch herausgetrieben. An der Rückenschale ist ein Nackenschutz ausgearbeitet. Eine dichte Lochreihe an der rechten Seite der beiden Schalen zeigt, dass diese dort beweglich miteinander verschnürt worden waren. An der linken Seite und an den Schultern sind paarweise Bronzeröhrchen angebracht, die zur Aufnahme von Lederbändern dienten, mit denen die Panzerhälften aneinander bzw. am Körper fixiert werden konnten.
Der in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gefertigte Glockenpanzer vom Pommerkogel ist eines der Highlights im Archäologiemuseum in Schloss Eggenberg in Graz: https://www.museum-joanneum.at/archaeologiemuseum-schloss-eggenberg
Vorder- und Rückseite des Glockenpanzers vom Pommerkogel. Foto: René Müller, RGZM/LEIZA.
Daniel Modl (Universalmuseum Joanneum,
Abteilung Archäologie & Münzkabinett)
Tür 4
Fisch für das Pfahlbau-Festmahl
Auf einer versunkenen Insel im Keutschacher See befindet sich das einzige UNESCO-Welterbe Kärntens – eine prähistorische Pfahlbausiedlung, die hauptsächlich Anfang des 4. Jahrtausends v. Chr. besiedelt war. Viele Funde deuten aber auch auf spätere Nutzungsphasen hin. So auch dieses 51cm lange Brett, in das Rundhölzer in parallelen Reihen eingezapft und verkeilt waren. An den Enden des Brettes befanden sich ursprünglich zwei weitere, im rechten Winkel mit Holznägeln befestigt.
Es lässt sich nicht sicher sagen, wozu die Konstruktion einst diente. Eine denkbare Interpretation ist die einer aufwendigen Fischreuse. Für diese wären die Bretter als eine Art Kasten aufgebaut gewesen, in dem dünnere Hölzer als Fangtrichter dienten. Ethnografische Vergleiche gibt es hier z.B. aus Indonesien.
Das Holzfragment datiert auf ca. 930 - 800 v. Chr. und damit in den Übergang zwischen Bronze- und Eisenzeit.
Diesen und viele weitere Funde aus den österreichischen Pfahlbauten könnt ihr euch jetzt als hochauflösende 3D Modelle im PfahlbauKompass ansehen:
https://kompass.pfahlbauten.at/fundstueck/km1974
Fiona Leipold (Kuratorium Pfahlbauten)
Tür 3
Das Depot Velké Číčovice
Das Depot wurde im November 2015 von einem Sondengeher entdeckt. Es besteht insgesamt aus fünf bronzenen Gefäßen: einer großen Amphore, zwei Tassen vom Typ Stillfried-Hostomice, einer henkellosen Amphore und einer Kanne, die ursprünglich einen Deckel hatte, der jedoch nicht erhalten ist.
Beide Tassen vom Typ Stillfried-Hostomice können der Phase Ha B zugeordnet werden. Die große Amphore trägt als dekoratives Motiv das Symbol der sogenannten Sonnen- oder Vogelbarke. Dieses Motiv ist in der jüngeren und späten Bronzezeit von Mittelitalien bis zum Baltischen Meer verbreitet und eine Art gemeinsames Element der religiösen Vorstellungen der Bevölkerung, die in diesem Gebiet lebten. In Bezug auf formale Analogien hat die Amphore partielle Gegenstücke wiederum von Mittelitalien bis nach Norddeutschland.
Obwohl wir annehmen würden, dass das gesamte Depot, ebenso wie das erwähnte dekorative Motiv, in die jüngere oder späte Bronzezeit gehört, wurde es wahrscheinlich erst an der Wende zwischen der späten Bronzezeit und der frühen Eisenzeit in die Erde gelegt. Darauf deuten die Form der erwähnten Kanne und der henkellosen Amphore hin, die zahlreiche Gegenstücke in Erzeugnissen finden, die bereits in die frühe Eisenzeit datieren. Wir werden uns wahrscheinlich nicht irren, wenn wir annehmen, dass das Depot etwa um das Jahr 800 in die Erde gelegt wurde. Welchen Zweck das Deponieren von fünf wunderschönen und sicherlich sehr wertvollen Gefäßen hatte, darüber können wir nur spekulieren.
Das Depot mit den Gefäßen ist im Mittelböhmischen Museum in Roztoky bei Prag untergebracht und ausgestellt: https://www.muzeum-roztoky.cz/
Martin Trefný (J. E. Purkyně University Ústí nad Labem/
Friedrich-Alexander UniversitätErlangen/Nürnberg, Mitglied von Orbis Ferrorum) &
David Daněček (Institute of Archaeology of the Czech Academy
of Sciences, Department of Field Archaeology
Tür 2
„Salzbergerbin“ – Ein Roman aus der Hallstattzeit (Werbung)
Fortsetzung von „Salzberggöttin“
Vor 60 Jahren zerstörte ein Bergsturz das Salzbergwerk von Hallstatt. Seither bemühen sich die Erbinnen von Renis um den Wiederaufbau. Tolans Nachkommen bauen auf dem Kleinen Salzberg am Dürrnberg Salz ab und betreiben Handel in weitem Umkreis. Viele Menschen weigern sich jedoch, dieses Salz zu nutzen, sondern holen es stattdessen vom wahren Salzberg, obwohl er seine alte Bedeutung noch nicht wiedererlangt hat.
Auch Kallena, die mit ihrer Familie im Hügelland am Inn lebt, pflegt als Renis’ Enkelin die Missachtung des Kleinen Salzberges. Mehrmals im Jahr reist sie zu ihren Tanten: Conila ist Bergherrin am Großen Salzberg, und Sela lebt auf der Fraueninsel. Sie haben einen Auftrag – Kallena soll den Bruch in der Familie heilen. Denn im Westen ist eine Bedrohung gewachsen. Ein Kriegsherr droht, die Unabhängigkeit der Salzberge zu beenden. Nur gemeinsam können sie darauf hoffen, ihn aufzuhalten. Doch Kallena hat das Gefühl, ihre Großmutter zu verraten, wenn sie mit Tolans Erben Kontakt aufnimmt …
Jutta Leskovar (Autorin; OÖ Landesmuseum, Abt. Ur- und Frühgeschichte)
Tür 1
Gruselige „Vor-Weihnachtszeit“ – warum Halloween nichts mit den antiken Kelten zu tun hat
Halloween gilt mittlerweile als festes ‚Event‘ der „Vor-Weihnachtszeit“ – zumindest für die Werbewirtschaft! Nicht nur Kinder begehen in der Nacht vom 31. Oktober auf 1. November ein schaurig-schönes Spektakel mit allem, was dazugehört: „Süßes oder Saures“, orangene Kürbis-Schwellköpfe, Horrorfilme und eben auch – die Kelten! Esoterische Phantasien und Unwahrheiten ranken sich um Halloween – und um das ‚Volk der Kelten‘, das angeblich schon vor tausenden von Jahren die Wurzeln des neuzeitlichen Spukes gelegt haben soll.
Halloween wird am Datum des inselkeltischen Samhain-Festes (sprich: „sauin“) gefeiert, das erstmals im Frühmittelalter in Irland nachgewiesen und eng mit der christlichen Tradition von ‚Allerheiligen‘ und ‚Allerseelen‘ verbunden ist. In dieser Nacht seien die Tore zum Jenseits, der ‚Anderwelt‘ geöffnet, so dass die Menschen in Kontakt mit Geistern, Feen und mystischen Wesen treten können.
Es ist völlig unklar, ob das frühmittelalterliche Samhain-Fest schon in älterer Zeit in Irland oder Kontinentaleuropa gefeiert wurde. So liegen keinerlei Nachrichten über ein solches Fest bei den antiken Kelten (ca. 500–50 v. Chr.) vor. Weder in eisenzeitlichen Siedlungen, noch Bestattungsplätzen fanden sich archäologische Reste des Samhain-Festes. Als Feier am Ende der Erntesaison bzw. am Beginn des Winters mag es aber auch in keltischer Zeit im Spätherbst ein Erntedankfest gegeben haben.
Obwohl das moderne Halloween also nichts mit den antiken Kelten – weder in Irland noch in Mitteleuropa – zu tun hat, finden sich mitunter, etwa in der spätkeltischen Stadt von Manching bei Ingolstadt in Bayern, recht gruselige Reste der Zeit vor über 2000 Jahren. Deponierungen von Menschenknochen zeugen von mehrstufigen Bestattungsritualen, bei denen die Verstorbenen zur natürlichen Verwesung der freien Luft, Raubtieren oder Aasvögeln überlassen wurden. In der Archäologischen Staatssammlung in München und im kelten römer museum Manching kann man die faszinierenden Relikte dieser vergangenen Epoche besichtigen (www.archaeologie.bayern).
Besuchen Sie uns auch auf Facebook und Instagram! #asmmuc #archäologischestaatssammlung
Menschenschädel, deponiert in der spätkeltischen Stadt von Manching bei Ingolstadt. Archäologische Staatssammlung, Foto: Stefanie Friedrich
Holger Wendling (Archäologische Staatssammlung München)
